Kurzparkzonen in Wien
Gemeindeeinnahmen auf Kosten des Gemeinwohls

In Wien wurden vor ein paar Jahren die gesamten Innenbezirke in gebührenpflichtige Kurzparkzonen umgewandelt. Länger parken dürfen nur Besitzer sogenannter Parkpickerln. Diese kann nicht jeder bekommen und sie kosten rund 200 EUR / Jahr (Details - externer Link). Zudem gelten sie nur für einen Bezirk. Wer an der Grenze zwischen 2 Bezirken wohnt, kann also immer nur in einer Hemisphäre seiner Welt parken.

Die Gemeinde Wien verdient an den Kurzparkzonen gleich doppelt: Einerseits durch Parkscheine, andererseits durch die Parkpickerln. Die Einnahmen sind aber auch schon das einzige, was für die Kurzparkzonenregelung spricht.

Die Parlpickerln sind allein schon vom Prinzip her eine Farce: Man wird genötigt, für eine nicht vorhandene Leistung zu zahlen. Die Autobahnvignette dient wenigstens vorgeblich zur Erhaltung und zum Neubau von Autobahnen. Die Gemeindeeinnahmen aus dem Parkpickerl werden nicht für den Bau oder die Erhaltung von Parkplätzen verwendet. Ganz im Gegenteil, die Parkplätze wurden sogar weniger! Als eines der Ziele der "Parkraumbewirtschaftung" (was für ein Unwort!) wird die "Attraktivierung des Öffentlichen Verkehrs" angegeben (externer Link). Leider wird zur "Attraktivierung" nur der Ansatz verfolgt, alle anderen Verkehrsmittel unattraktiv zu machen. Statt auf die Bedürfnisse der Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel einzugehen (Fahrtzeiten, Intervalle, wenig Umsteigen, wenig Ausfälle/Baustellen, Durchsagen usw.), verbietet man kurzerhand alle anderen Verkehrsmittel. So kann die Wiener Stadtregierung dann mit steigenden Kundenzahlen prahlen...

Weiters sind die Kurzparkzonen asozial. Die Reichen fahren weiterhin mit dem Auto, weil sie sich die hohen Parkgaragengebühren leisten können. Wer sich die nicht leisten kann, muss öffentlich fahren und damit erheblich längere Fahrtzeiten in Kauf nehmen. Das ist vergeudete Lebenszeit. Wenn man in der Straßenbahn zusammengepfercht steht und von allen Seiten angerempelt und -geniest wird, kann man nicht gemütlich ein Buch lesen. Auch nicht während man in der Kälte auf die verspätete S-Bahn wartet.

Aber am bemerkenswertesten finde ich den volkswirtschaftlichen Schaden, der durch die Kurzparkzonen entsteht. Schaden deshalb, weil die Fahrtzeiten sich verlängern. Bemerkenswert deshalb, weil die Regelung ja von der Gemeindeverwaltung eingeführt wurde, die doch die Interessen ihrer Bürger verfolgen sollte.

Mit der dümmsten Aussage aus dem zuletzt genannten Link aufzuräumen, habe ich mir für den Schluss aufgehoben: Die Parkraumbewirtschaftung führt zu einer drastischen Verringerung der bezirksfremden Dauerparker (insbesondere Arbeitspendler) und des Parksuchverkehrs in den bewirtschafteten Gebieten.. Und was geschieht jetzt mit den Autos? Haben die Besitzer sie verschrottet? Oder parken sie nur woanders? Ich verrate hier ein kleines Geheimnis: Kein Auto löst sich durch ein Parkverbot in Luft auf!

Ampelstau
Wien
Ampelstau
monströse Kurzparkzone in Wien
Ampelstau
Ohne Kurzparkzonen würden sich die Parker über die ganze Stadt verteilen, gegens Zentrum zu nur etwas dichter.
Ampelstau
Wegen der Kurzparkzone parken die Leute nur woanders. An der Grenze der Kurzparkzone herrscht extreme Parkplatznot.

Nachtrag 2014:

Inzwischen wurden die Kurzparkzonen bekanntlich massiv erweitert. So kann noch mehr abgecasht werden. Die Zahl der Parksheriffs wurde auf über 400 aufgestockt. Auch eine Möglichkeit, die Arbeitslosigkeit zu verringern: indem man Jobs schafft, die nur darin bestehen, anderen etwas wegzunehmen. Rein rechnerisch steigt dadurch sogar das BIP, obwohl die Wertschöpfung negativ ist.

Was für ein Katzengejammer um den 18. Bezirk. Zwei Volksbefragungen wurden durchgeführt. Die armen Bewohner der Nordbezirke, sie leiden von allen am meisten unter den einströmenden Pendlern.

Die Wahrheit sieht anders aus:

Grafik

Von den über 400000 Pkw-Pendlern kommen 250000 von Süden, und die meisten davon parken bei mir im 10. Bezirk. Davon wissen die Gemeindepolitiker nichts, weil sie nicht im 10. Bezirk wohnen, sondern in den Nobelbezirken im Nordwesten.

Wenn ich um 16:30 herum heimkomme, habe ich Chancen, im Umkreis von einigen hundert Metern einen Parkplatz zu bekommen. Ab 17:30 muss ich 2 km weiter weg parken und den Rest zu Fuß gehen.

Bei meinem letzten Servicetermin für den Durchlauferhitzer fuhr der Installateur eine Dreiviertelstunde im Kreis, weil er keinen Parkplatz fand. Er war knapp daran, mich anzurufen und den Termin abzusagen.

völlige Ahnungslosigkeit der Politiker

Nicht nur erwünschte Besucher wie der Installateuer bekommen keinen Parkplatz. Einmal kamen zwei SPÖ-Politiker auf Wahlkampftour vorbei. Als ich sie auf den Parkplatzmangel ansprach, sagten sie, dass sie ebenfalls kilometerweit weg parken mussten. Nur war ihnen nicht bewusst, dass das hier jeden Tag so ist. Aus meinem Ärger um den Parkplatzmangel folgerten sie nicht etwa, dass ich für die generelle Abschaffung der gebührenpflichtigen Kurzparkzonen oder für die Schaffung von mehr Parkplätzen bin. Nein, sie meinten, ich sei wohl für die Einführung des Parkpickerls auch in meinem Bezirk.

Den endgültigen Beweis für ihre verkehrspolitische Inkompetenz hatte die SPÖ aber schon 2008 geliefert (Bericht). Der riesengroße Parkplatz mitten in Wien ist jetzt dauerhaft gesperrt, eine ungenutzte Betonfläche, nur damit die Pendler ihn nicht benutzen können. Wo parken sie stattdessen? In Wohngebieten, wo sie den Anrainern die letzen freien Plätze wegnehmen.

Ähnlich sind auch Parkplätze beim Arsenal oder beim Meidlinger Friedhof, wo sie von Anrainern kaum benötigt werden, ungenutzt.

Volksbefragung nur Verarsche

Bei der Volksbefragung 2013 gab es eine Frage zum Parkpickerl, mit zwei Antwortmöglichkeiten:
A: Es sollen für jeden Bezirk Parkraumregelungen eingeführt werden.
B: Es soll Lösungen für einzelne Bezirke geben (mit Berücksichtigung der Interessen der Nachbarbezirke)

Ich habe beides nicht angekreuzt, denn ich will keine Lösung für einzelne Bezirke (Antwort B), sondern für alle; diese Lösung besteht aber nicht in der Einführung von Parkraumregelungen (Antwort A), sondern in deren Abschaffung.

Leider dachten die meisten, dass sie zwischen A und B wählen müssen, und B ist verlockend formuliert (Lösungen, Interessen berücksichtigen). Eine Suggestivfrage eben. Also folgten die meisten dem Wunsch der SPÖ Wien und kreuzten B an.

Umgesetzt wurde davon natürlich nichts. Weder wurden Lösungen gefunden, noch wurden Interessen der Nachbarbezirke berücksichtigt. Ich habe jedenfalls nichts davon gemerkt, dass die Meidlinger, Margaretner, Wiedner oder Landstraßer die Interessen von uns Favoritnern berücksichtigt hätten.

systematische Beseitigung von Parkplätzen

Dafür könnte ich viele Beispiele bringen. Am bezeichnendsten ist aber ein Fall in der Schleiergasse. Hier muss zeitweilig ein Behindertenparkplatz gekennzeichnet gewesen sein, denn nur so lässt sich erklären, dass das Halteverbot nicht am Ende des Parkstreifens begann, sondern einen Stellplatz davor. Es wurde offenbar nur das Zusatzschild "ausgenommen Kennzeichen ..." entfernt. Die Bodenmarkierungen zeigten aber nach wie vor eine Parkmöglichkeit an.

Diesen Widerspruch habe ich der zuständigen Magistratsabteilung gemeldet, und ratet mal, was sie gemacht haben.

Sie haben nicht etwa das Halteverbotsschild umgesetzt, sondern die Bodenmarkierung entfernt!

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