Hohe Wand - Einleitung

Die Hohe Wand ist eines der beliebtesten Ausflugsziele im Wiener Raum. Hier kann man wandern, klettern, paragleiten, drachenfiegen; hier gibt es unzählige Einkehrmöglichkeiten, diverse Lehrpfade, Aussichtswarten und -kanzeln, Tiergehege, viele Höhlen - darunter eine Schauhöhle mit Führungen -, ein Museum; und für Gruppen werden Quad- und Seifenkistenrennen, Zorbing, Flying Fox, Bogenschießen usw. angeboten. Hier kommt jeder auf seine Rechnung! Nur Wassersportler werden hier nicht fündig. Denn die Hohe Wand ist sicher eines der trockensten Gebirgsmassive der Alpen. Karsttypisch fließt das meiste Wasser unterirdisch ab. Die wenigen Quellen werden in die Siedlungen abgeleitet, und wer nicht genug Wasser im Rucksack hat, muss eine der vielen Hütten aufsuchen. Eigentlich müssten die Hohe und die Dürre Wand ihre Namen tauschen, denn die Hohe Wand ist dürrer und die Dürre Wand höher...

Einen Vorteil hat die Wasserarmut: Man wird nie von Gelsen geplagt!

Hohe Wand aus der Ferne
Der Abschnitt zwischen HTL- und Leiterlsteig ist besonders charakteristisch.

Die Hohe Wand unterscheidet sich von den meisten Bergen dadurch, dass sie keinen ausgeprägten Gipfel, sondern eine langgezogene Hochfläche aufweist. Man kann mit dem Auto hinauffahren (am Wochenende und an Feiertagen mautpflichtig) und oben mehr oder wenig eben (die Querung des Leitergrabens ist eine Ausnahme) herumwandern - von einem Aussichtspunkt/Gasthaus/etc. zum nächsten. Die Topologie der Hohen Wand ist aber auch für jene, die es sportlicher mögen und lieber zu Fuß hinaufgehen, ein Segen. Denn ihnen wird die Hohe Wand nicht nach der ersten Besteigung schon fad. Es gibt nicht einen Gipfel, sondern sozusagen unendlich viele! Auf die Hochfläche führen unzählige Wege, und auf jedem davon wird man mit einem speziellen Gipfelsieg belohnt, wenn man die Hochfläche erreicht. Diese Wege und damit das Erreichen der Hochfläche sind zumeist durchaus eine Herausforderung. Sogar jene markierten Wanderwege, die in den Wanderkarten eingezeichnet sind, können so manchen Wanderern, die harmlose Wienerwaldgipfel gewohnt sind, Nerven kosten. Nicht ohne Grund steht auf vielen Tafeln "Trittsicherheit erforderlich".

Sonnenuhrwand
Hier ist mehr als nur Trittsicherheit erforderlich: Über die Sonnenuhrwand unterm kontroversiellen Skywalk führen Kletterrouten ab dem 7.SG.

Neben den normal - mit 3 übereinander liegenden Streifen - markierten, in den Wanderkarten eingezeichneten Wegen gibt es noch sehr viel mehr nur mit farbigen Punkten markierte Anstiege, die zumeist schwieriger und auch weniger bekannt sind. Zu diesen Steigen gelangt man in der Regel über den Wandfußsteig - ebenfalls punktmarkiert (blau). Dieser verläuft direkt unterhalb der Felsabstürze der Hohen Wand. Sein westliches Ende ist beim Grafenberg- und Pfarrerweg, sein nordöstliches bei der Mautstraße. Der Wandfußsteig führt zumeist durch steilen Wald, manchmal etwas ausgesetzt und nicht ganz ungefährlich (z.B. zwischen Leitergraben und Promenadengrat). Vom Wandfußsteig zweigen meist im Abstand von einigen zig Metern diverse punktmarkierte Kletterrouten ab. Diese gibt es in allen möglichen Schwierigkeitsgraden, von ungefährlichem, etwas steilem Gehgelände (z.B. Saugrabenflanke) bis hin zu schwieriger, alpiner Kletterei, für die viel Klettererfahrung und eine umfangreiche Ausrüstung nötig sind.

Einige dieser Steige werden von Kletterern gerne begangen, aber die meisten schlummern wie Dornröschen vor sich hin. Während man auf manchen Steigen keine Ruhe findet und die Gasthäuser entlang der Mautstraße mit allen Pensionisten Wiens gefüllt sind, ist man auf Steigen wie der Saugrabenflanke der einsamste Mensch auf Erden. Im Steigbuch sieht man, dass ungefähr 1x im Monat jemand vorbeikommt. Es ist fast schon eine gefährliche Einsamkeit, denn es ist niemand in Ruf- oder Sichtweite. Man hat einen ganzen Wandabschnitt für sich allein. Wenn jemand Gesellschaft leistet, sind das Gemsen oder Steinböcke.

Auf Wanderkarten sind diese Steige nicht eingezeichnet, weil es deren zu viele gibt. Sie hätten in den Karten gar nicht alle Platz! Ein weiterer Grund dürfte sein, dass die Steige meist zu schwierig sind - zumindest im Verhältnis zur Berghöhe. (Dass ein - selbst wenn markierter - Weg auf den Großglockner nichts für Anfänger ist, liegt auf der Hand. Aber die Hohe Wand ist läppische 1135m hoch...) Und außerdem glaube ich, dass die Kartografen von den Steigen gar nichts wissen! Hier beißt sich die Katze in den Schwanz: Weil die Steige in den Karten nicht eingezeichnet sind, weiß keiner was davon, und weil keiner was davon weiß, werden sie in den Karten nicht eingezeichnet...

Genaugenommen sind die Steige nicht völlig unbekannt. Fast alle sind in der Literatur beschrieben, und viele sind am Wandfußsteig auffällig gekennzeichnet, so dass sie jedem Vorbeikommenden auffallen müssen. Doch was einen auf einem Steig erwartet, das sieht man am Einstieg noch nicht. So mancher musste von der Bergrettung geborgen werden, weil er sich auf einen Steig vorgewagt hat, der sich mittendrin als zu schwierig herausstellte. Die typische Situation, dass man weder vor noch zurück kann. Auch die Beschreibungen in Büchern sind nicht immer hilfreich. Ich möchte mit meinen Seiten diese Lücke füllen - Details siehe hier.

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