Diese Variante stand schon in alten Büchern mit ± und ist zuletzt wegen des hartnäckigen und komplizierten 8.Lb5 Ld7 9.Sc3 Db4 sehr populär geworden. Weiß gibt den Bauern sofort zurück und gewinnt damit wertvolle Tempi, die sich in Kürze in den Gewinn des Läuferpaares und/oder einen isolierten schwarzen Mittelbauern transformieren. Damit erhält Weiß ohne jedes Risiko das etwas bessere Endspiel. Doch Schwarz steht keineswegs auf verlorenem Posten, wie ich im folgenden zeigen werde. 8.- Dxe5 9.Dxe5 Sxe5
11.- Ld7 12.Sb5 (12.Lb5 c6 13.Le2 (13.La4) 0-0-0 14.Se4 Lf5 15.Txd8+ (15.Sg5 fxg5 16.Txd8+ Kxd8 17.Lxe5 h5 18.Td1+ Ke8 =) 15.- Kxd8 16.Td1+ Kc7 17.Sg5 (17.Ld3 Lxe4 18.Lxe4 Ld6 = Rogic-Volkmann, AUT-BL 2008/09) Le6 =) 12.- Lxb5 13.Lxb5+ c6 14.La4 (14.Lxe5 fxe5 15.Lc4 Td8 16.Tde1 Ld6 17.f4 Tf8 18.fxe5 Lc7 19.Te2 Weiß versuchte richtigerweise, Turmtäusche zu vermeiden, aber remis blieb die Stellung trotzdem. Broekmeulen-Volkmann, Europacup Fügen 2006.) 14.- Lc5! (14.- Td8? 15.Le3! a6 16.Lb3 Td6 17.The1 (Lehner-Volkmann, AUT-BL 2005/06) und nun stellte ich mit 17.- Kd8?? eine Figur ein. Doch auch nach 17.- Kd7 18.Lb6 g5 19.g3 g4 20.h3 h5 bleibt die schwarze Stellung sehr heikel.)
Weiß am Zug
15.Td5 Der unangenehmste Zug. Lxf2 in Verbindung mit dem nächsten schwarzen Zug sozusagen die Pointe von 14.- Lc5. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob 15.- Lxf2 wirklich besser ist als 15.- Le7 16.Lxe5 fxe5 17.Txe5 Td8 oder sogar 15.- Sg6 16.Lg3 Le7. 16.Lxe5 (16.Tf1 0-0) 0-0! 17.Td7 fxe5 18.Txb7
Schwarz am Zug
Trotz Bauerngleichheit und ungleichfarbigen Läufern ist die Stellung für Schwarz noch nicht ganz einfach, weil er Probleme hat, seine Bauern zu halten. Selbst wenn er einen hergibt, bleiben die übrigen (e5/c6/a7) anfällig. Dazu kommt die unbequeme Lage des schwarzen Königs. Ich glaube aber, dass die Stellung objektiv remis ist und dass Schwarz nun 18.- Tf6 oder 18.- Tc8 spielen soll.
11.- Lc5 Stefan Melzers Zug. Die Idee ist, dass Schwarz den Bc7 auf Sb5 mit Lb6 verteidigen kann, auf Sd5 hingegen mit Ld6. 12.Lxe5 Die Zugreihenfolge spielt hier durchaus eine Rolle. Nach 12.Se4?! Le7 13.Lb5+ kann Schwarz 13.- c6 14.Lxe5 fxe5 15.Lc4 Tf8 20.The1 Ld7 21.Sd6+ Lxd6 22.Txd6 0-0-0 spielen. Eine brauchbare Zugumstellung ist hingegen 12.Lb5+, weil 12.- c6 wegen 13.Lxe5 fxe5 14.The1! nicht gut ist. fxe5 13.Lb5+ Kf7 14.Se4 (14.Ld7) Le7 15.Ld7 Td8 16.Lxc8 Taxc8 19.Txd8 Txd8 20.Td1 Tc8 Turmtausch ist für Schwarz tabu, weil er den T für Gegenspiel in der f- oder d-Linie braucht, wenn der weiße König nach e4 geht.(18.- Ld6 19.c4)
Weiß am Zug
Ich habe dieses Endspiel kurz mit Sommerbauer und Danner analysiert und beide halten es für objektiv haltbar. Es ist für Schwarz aber etwas unangenehm, weil Weiß alle Zeit der Welt zum Herumlavieren hat und ständig auf beiden Seiten mit T+S herumstochern kann, während Schwarz immer sehr genau verteidigen muss. Das gilt besonders dann, wenn Weiß beginnt am Damenflügel mit einem oder mehreren Bauern loszustürmen.
10.- Ld6 droht zwar 10.- Sd3(f3)+, doch nach dem einfachen 11.Lg3 ist Schwarz mit der schwer zu parierenden Doppeldrohung Sb5/Se4 konfrontiert. 11.- Ld7 (11.- Le6 oder 11.- Lf5 machen keinen wesentlichen Unterschied.; 11.- f6!? 12.Sb5 Lb4+ 13.c3 La5 14.0-0-0 leitet in Fahrwässer der Variante 10.Sb5 über, mit dem Unterschied, dass der L auf g3 statt f4 steht. Das ist normalerweise für Weiß günstig, weil der Bf2 gedeckt ist und Weiß immer mit f4 den Se5 angreifen kann. Schwarz kann nur versuchen auszunützen, dass Weiß nach 14.- Lb6 kein Le3 hat. Wenn Weiß diese Variante mit 12.0-0-0 vermeiden will, kann Schwarz weiterhin der d6-Isolani-Stellung ausweichen: 12.- Ld7 (12.- a6 13.Se4 Le7 14.Lxe5 fxe5 15.Td5! Lf5 (Lf6 16.f4! Le6 17.Tc5 0-0-0 18.Sxf6 gxf6 19.fxe5 ± Nisipeanu-Varga, Tusnad 2005) 16.Txe5 (16.Sg3 Le6 17.Txe5 Kf7) Lxe4 16.Txe4 Kd7 17.g3 Tae8 mit Remischancen, die aber durch das Doppelturmpaar und die passive schwarze Königsstellung gemindert werden.) 13.Sb5 Lxb5 14.Lxb4+ Kf7 15.f4 Sg4 (15.- Sg6; 15.- Sc6? Wells-Volkmann, österreichische Bundesliga 2003/04 16.Lxc6 bxc6 17.Td4 The8 18.f4 ±)) 12.Se4 (12.0-0-0 0-0-0 13.Se4 ist nur Zugumstellung. Diese Zugfolge ist aber ungenau, da sie Schwarz erlaubt, mit 12.- f6 in die Variante 11.- f6 12.0-0-0 Ld7 überzuleiten.) Lc6 (0-0-0 ist wieder nur Zugumstellung.) 13.Sxd6+ cxd6 14.0-0-0 0-0-0
Weiß am Zug
Schwarz hat das Läuferpaar aufgegeben und zudem einen isolierten Bauern auf d6. Kein Wunder, dass die Stellung mit ± in den Büchern steht, zumal die altbekannte Partie Vasiukov-Chekhov mit einem Weißsieg endete. Schwarz hat jedoch bis auf den leicht deckbaren Bd6 keine Schwächen, und es ist ihm der gute Läufer geblieben. Hätte Chekhov sich besser verteidigt, dann wären Vasiukovs Züge nicht nur mit weniger Rufzeichen garniert worden, sondern es wäre wohl auch die ganze Variante anders bewertet worden. Inzwischen wurden einige Fernpartien gespielt, die aber in die klassische Theorie, in der jeder nur von den Vorgängern abschreibt, keinen Eingang gefunden haben. 15.f3 Hier und im folgenden ist kaum ein Zug forciert. So könnte Weiß hier z.B. auch 15.h4 spielen. Es geht in diesem Endspiel weniger um konkrete Zugfolgen als um die Strategie und wie man sich aufstellt. 15.- The8 (f6 16.Td4 d5!? 17.a4 a6 18.b3 The8 19.h3 g6 20.Kd2 Kd7!? 21.Le2 Ke7 22.c3 Kf8 23.Td1 Td7 24.Lf2 Kg7 25.Tb4 g5 26.h4 h6 Kotka-Mollekens, Fernpartie 1979) 16.Td4 Kc7 17.a4 f5 (f6 Acers) 18.h4 h5! Wolochowicz; Wenn man gegen das Läuferpaar spielt, muss man die Stellung geschlossen halten.(18.- g6? ein sinnloser Zug 19.Lf4 Td7 20.b4 Tde7 21.Kb2 a6 22.a5 d5 (h5 Konikowski 23.c4 Te6 24.b5) 23.h5 ± Vasiukov-Chekhov, SU 1975) 19.b4 Te6 20.b5 Ld7 21.Lf4 Tg6 22.Lg5 Te8 23.Kb2 Sf7 24.Lf4 Se5 25.Lg5 Sf7 26.Lf4 ½-½ Perrin-Wolochowicz, Fernpartie ICCF 1st Webchess Open Tournament group 32/2005
10.Sb5 ein seltener, aber gefährlicher Zug. Lb4+ 11.c3 (11.Ld2!? Lxd2+ 12.Kxd2 Kd8 (0-0? 13.Te1 +- Dudek-Flies, Bydgoszsc 1978) 13.Te1 f6 14.f4 += Borkowski-Werner, Hamburg op 1981) La5 12.Lf4 f6 13.0-0-0
Schwarz am Zug
13.- Le6 14.Sd4!
14.- Kf7! 15.Lxe5 (15.Te1 Lxa2 16.Lxe5 The8) 15.- fxe5 16.Sxe6 Kxe6 17.Lc4+ Kf6 18.Td7 Tad8 19.Thd1 Txd7 20.Txd7 Te8 Der eingedrungene weiße Turm ist lästig, aber mit gleichem Material bei ungleichfarbigen Läufern sollte Schwarz Remis halten können.
22.- Te8 23.Td2! Lg6 (Te1+ 24.Kc2 Lg6+ 25.Kb3) 24.Tad7 Te1+ (24.- Lf7 25.T7d6+; 24.- Ta8 25.a3; 25.- Te6!?) 25.Td1 Te2 (Tce6 26.b4 Txd1+ 27.Txd1 Te2 (Ta6 28.Kb2 Lf7 27.f3) 28.Td2 Te1+ 29.Kb2 Tb2+ 30.Ka3 Tc1 31.Kb3 Tb1+ 32.Kc4) 26.T7d2 Tee6 Schwarz versucht, den weißen Damenflügel in Paralyse zu halten. Doch mit genauem Spiel kann sich Weiß befreien. 27.f3! Um den Turm nicht nach e4 zu lassen.(27.a4? Te4) h5 28.a4 Tc4 29.a5 Ta4 30.b4 Ta1+ 31.Kb2 Txd1 32.Txd1 Te2+ 33.Ka3 Txg2 34.h4 Schwarz hat materiellen Gleichstand erreicht, aber gegen die weiße Bauernwalze sehe ich keine Verteidigung. +-
14.- Lxa2? 15.b3! 0-0-0 16.Kb2 c5 scheitert an dem computerhaften 17.Le2! +- (Marcussi-Grushka, Buenos-Aires-ch 1981).
13.- Lb6 Das ist quasi ein Entwicklungszug, denn auf a5 hat der L nichts verloren und ist zudem leicht angreifbar, siehe 13.- Ld7.
14.Le3! c5 Das ist natürlich ein grauslicher Zug, aber immerhin ist fürs erste alles gedeckt.(Nach 14.- Lxe3+!? 15.fxe3 0-0 16.Sxc7 Tb8 hat Schwarz durch den starken Se5 und den schwachen Be3 etwas Kompensation.) 15.Sd6+ Ke7 16.Se4 Sg4!
Weiß am Zug
17.Lf4 (17.Lxc5+ Lxc5 18.Sxc5 Sxf2 19.Te1+ Kd6 =) 17.- Le6 18.Ld6+ Kf7 19.h3 Se5 20.Lxe5 (20.Lxc5 Lxa2 21.Sd6+ Ke6 22.Sxb7 Ld5) 20.- fxe5 21.Sg5+ Kf6 22.Sxe6 Kxe6 23.Lc4+ Ke7 24.Td5 Lc7 25.Txc5 Ld6 Am Ende hat Weiß es doch noch geschafft einen Bauern zu gewinnen, aber auf Kosten ungleichfarbiger Läufer, was Schwarz gute Remischancen beschert.
14.Lxe5 fxe5 15.Te1 Das ist ein Pferdefuß von 13.- Lb6: Weil der andere L noch auf c8 steht, kann Schwarz jetzt nicht lang rochieren. 15.- Kf7 Der Beginn einer überraschenden Königswanderung.(Nach 15.- 0-0 16.Lc4+ Kh8 17.Txe5 hat Weiß dauerhaft einen Bauern mehr und der schwarze König ist abgedrängt. Doch Schwarz hat das Läuferpaar und kann damit sofort ungleichfarbige Läufer herbeiführen: 17.- Ld7 19.f3 Lxb5 19.Lxb5 c6 20.Lc4 Tae8 Schwarz kann die Einbruchsfelder (e7,c7) gerade noch abdecken (21.Tae1 Txe5 22.Txe5 Ld8; 21.Txe8 Txe8 22.Td1 Td8 23.Te1 Lc5) und hat gute Remischancen.) 16.Txe5 Kf6 17.Te4 (17.f4 c6 18.Sd6 Lc7 19.Se4+ Kf7 20.Lc4+ (20.Sg5+ Kf6 21.Se4+ =) Kf8 21.Tc5 b6! 22.Th5 (22.Txc6 Lxf4+ 23.Kc2 Ld7 24.Tf1 Lxc6 25.Txf4+ Ke8) Lxf4+ 23.Kc2 g6 24.Th4 g5 25.Th6 Kg7 26.Txc6 Lb7 27.Te6 Tae8) Lf5 18.Tf4 Ke5!
13.- a6 14.Sa3 Lb6 15.Lxe5 fxe5 16.Te1 Kf7 (0-0-0 17.Txe5 Lc6 18.Lc4 ± Das schwarze Läuferpaar kann hier nicht wirklich Druck machen. Schwarz kann es nur nutzen um dem Weißen einen isolierten Bauern zu verpassen, aber auch dann sehe ich keine ausreichende Kompensation. 18.- Lxd4 19.cxd4 Lc6 20.Lb3) 17.Txe5 Lxd4 18.cxd4 Td8 mit Kompensation
13.- Ld7?! 14.Lxe5! fxe5 15.Td5! Ke7 (Lb6 16.Txe5+ Kd8 17.Sd4) 18.Txe5+ Kf6 19.Te3 und wenn Schwarz jetzt ungleichfarbige Läufer herbeiführt, dann hat er das Problem, dass alle seine verbleibenden Figuren im Moment deplatziert stehen - allen voran der angreifbare König.