9.- Db4 Meine Neuerung anno 2001. Bis dahin kannte man nur 9.- 0-0-0 10.Lf4 g5 (oder zuerst 10.- a6) 11.Lg3 Lg7 12.0-0-0, wonach es Schwarz nicht gelingt, den Bauern zurückzubekommen. Auch Kompensation ist nicht ersichtlich, weil es nur Schwarz ist, der Schwächen hat, z.B. die durch Sd5 angreifbare Dame auf e7. Mit 9.- Db4 wird nun die Dame sofort ins Spiel geworfen und gleichzeitig die Konsolidierung des Weißen verhindert, weil sofortiger Rückgewinn des Bauern droht.
Weiß am Zug
10.Lc4 0-0-0
11.a3 Da5
Weiß am Zug
12.Lxf7 Sxe5
13.b4 Lxb4 14.Dxb4 Dxb4 15.axb4 Sxf7 16.Txa7
Schwarz am Zug
16.- Lf5
17.0-0 Lxc2 18.Lf4 Td4 soweit Zaltz-Cohen, ISR-BL 2007/08 19.Lxc7 Kxc7 20.Sb5+ Kb6 21.Sxd4 Kxa7 22.Sxc2 ± Cohen, aber die Aktivität der schwarzen Figuren, man achte besonders auf den König, geben Schwarz eine Kompensation für den Bauern. Ob diese ausreicht, werden weitere Analysen klären müssen. Ich gebe hier nur Beispielvarianten. 22.- Td8 (Kb6) 23.f4 Kb6 24.g4 (24.f5 Kb5 25.f6 gxf6 25.Txf6 Sd6) 24.- Td2 (24.- Kb5 25.Tf2) 25.Tf2 Txf2 26.Kxf2 Kb5 27.Ke3 Kc4 28.f5 Kc3 29.Sd4 Kxb4 30.Se6 Kc3 31.Sxg7 b5 32.Se6 b4 33.h4 (33.g5 b3 34.g6 hxg6 35.fxg6 b2 36.gxf7 b1D 37.f8D De1+ remis laut Tablebase) 33.- Sh6 34.Kf4 Kc4 =
17.Ta2 Td4 18.0-0 Thd8! = Solak-Volkmann, Europa-ch Istanbul 2003
16.- Kb8 17.Le3 b6 (Or Cohen empfiehlt in den "Secrets of Opening Surprises" 17.- Se5!? 18.b5 b6 19.Ta4 Sf7 20.0-0 Sd6 Scheinbar ein Tempoverlust, aber nun kann Schwarz den weißen B-Bauern aufs Korn nehmen. 21.Tfa1 Lxb5 22.Sxb5 Sxb5 so weit Cohen 23.Lg5 Tc8 24.Lf4 Thd8 25.c4 Sd6 26.c5 bxc5 27.Tb1+ Sb7 28.Ta2 Td4 29.Le5 Tb4 30.Tba1 Sd6 31.Lxg7 Unklar. Ich würde Weiß wegen des Doppelbauern den Vorzug geben, allerdings ist der schwarze Freibauer schon weit vorn und der schwarze Plan ist einfacher als der weiße, und für den im Prinzip starken "langen Läufer" gibt es kaum ein sicheres Feld.)
18.Ta3 Sd6 19.0-0 Sb5 20.Sxb5 Lxb5 21.Ta1 Dieses Endspiel ist weder für Weiß leicht zu gewinnen (ungleichfarbige Läufer, angreifbare Bauern am Damenflügel) noch für Schwarz leicht zu halten (noch beide Türme am Brett, schwacher Bc7). Weiß wird sich mit f3,Kf2 (und evtl. g4,h4 usw.) besser aufstellen und/oder den Bc7 angreifen.
18.Ta1 Lf5
19.0-0 Lxc2 20.Tc1 Ld3 21.Lf4 Thf8 (21.- Td7 (Shaw-Volkmann, ETCC Plovdiv 2003) 22.Sd5! Txd5 23.Txc7 g5 24.Lg3 Sd6 25.Td7 Kc8 26.Txd6 Txd6 27.Lxd6 ± Mit dem Bauern auf g7 wär das Endspiel leicht remis, aber auf g5 ist er eine Schwäche. Weiß wird versuchen, ihn mit f3,g4 festzunageln.)
Weiß am Zug
Das Schlimmste ist überstanden, aber nach wie vor gibt es viel Taktik und beide Seiten müssen gut aufpassen. 22.Ta3 Sd6 23.g3 Kb7 24.Sd5 Lc4 25.Lxd6 (25.Se7 Tf7 26.Ta7+ Kxa7 27.Sc6+ Ka6 28.Sxd8 Td7 29.Lxd6 Kb5 30.Le5 Txd8 31.Lxc7 Td7 32.Lxb6 Kxb4 =) Txd6 26.Sxb6 (26.Sxc7?? b5 -+) Kxb6 27.Txc4 Td2 28.Tf4 Txf4 29.gxf4 g6 =
16.- The8+?! 17.Le3 Kb8 (in Naiditsch-Volkmann, Europa-ch Istanbul 2003, bemerkte ich einen Zug zu spät, dass nach 17.- Kb8 18.0-0 Txe3 19.fxe3 der Sf7 hängt, und versuchte nun mit 17.- Lf5 die Notbremse zu ziehen. Doch nach 18.Ta2 (18.Ta8+ Kd7 19.Txd8+ Txd8 19.Kd2 ± Solak) Te6 hätte Weiß mit 19.0-0 Tc6 20.Sb5 (Huzman) oder 19.Ta8+ (wie einen Zug vorher) seinen Materialvorteil ohne ersichtliche Kompensation behalten.) 18.0-0! b6 19.Taa1 und im Vergleich zu 16.- Kb8 17.Le3 b6 18.Ta1 nützt die Einschaltung von -The8 und 0-0 Weiß.
12.f4 Diesen Zug hat sich noch niemand spielen getraut. Naiditsch tat ihn nach seiner Partie gegen mich mit dem Hinweis auf die Züge -Lc5 und -Lg4 ab. In der Tat würde Schwarz gewinnen, wenn er beide Züge auf einmal machen könnte. Weil das aber nicht erlaubt ist, ist die Sache nicht so einfach. Ich möchte mir hier eine ausfühliche Darstellung sparen, weil die Varianten sehr kompliziert sind und ihre praktische Relevanz gering ist. Daher beschränke ich mich auf einige "Hauptvarianten" als Beispiele.
Schwarz am Zug
12.- g6!? In allen Varianten mit 12.f4 leidet Schwarz an der dominierenden weißen Dame. Dieser Zug verfolgt die Idee, sie zu vertreiben. 13.Lxf7 Lb4 14.Dc4 b5 15.Da2 Lxc3+ 16.bxc3 Dxc3+ 17.Ld2 Dd4 18.0-0-0 Lg4 19.Le6+ Lxe6 20.Dxe6+ Kb7 21.Kb1 Df2 22.Db3 a6 23.Lc3 Dxg2 24.a4 Txd1+ 25.Txd1 Td8 26.Txd8 Sxd8 27.e6 De4 28.Le5 Sc6 29.axb5 Sxe5 30.bxa6+ Kxa6 31.Da3+ Kb7 32.Db2+ Kc8 33.fxe5 =
12.0-0 Dxe5 13.Lxf7 Dxe4 14.Sxe4 Lf5 15.f3 (15.Sg5 Sd4 16.c3 Se2+ 17.Kh1 Sxc1 18.Taxc1 Td2 19.b4 Le7 20.Sf3 Tb2) Sd4 16.Tf2 (16.Lg5 Td7 17.Tad1 h6 18.Lh4 g5) Lxe4 17.fxe4 Sb3 (Lc5 18.Kf1 Thf8 19.Le3 Td7 20.Ld5 Txf2+ 21.Kxf2 Sxc2 22.Lxc5 Txd5 23.exd5 Sxa1 24.Ld4 g6 25.Kf3) 18.Le6+ Kb8 19.Lxb3 Td1+ 20.Tf1 Lc5+ 21.Le3 Lxe3+ 22.Kh1 Txa1= Eines der für diese Eröffnung typischen Endspiele, die objektiv remis sind, aber noch sehr lange dauern...
12.Lf4 Lb4 13.0-0 Lxc3 14.bxc3 Le6! 14.Lxe6+ (in Nedev-Volkmann, Europa-ch Istanbul 2003, hatte Weiß nach 15.Ld3 Dxc3 16.Tab1 La2 ebenfalls nichts.) fxe6 17.Dc4 Td5 oder auch 17.- Dd5 18.Da4 g5 und Schwarz steht super.
15.- Dxe5 (Vielleicht kann Schwarz sich 15.- Dxc3 16.Tb1 Dxe5 sogar erlauben.) 16.Dd5 Dxd5 (Wenn Schwarz den anderen Bauern jetzt noch nimmt, kommt er in ein schlechtes Endspiel: 16.- Dxc3 17.Tb1 The8 (17.- Lg4 18.Lb2 Txd5 19.Lxc3 Td7 20.Tfe1) 18.Lb2 Db4 19.Lxh7 Le6 20.De4 Dxe4 21.Lxe4 Lxa2 22.Tbe1 Lc4 23.Lf5+ Kb8 24.Txe8 Txe8 25.Td1 Te7 26.h4 b5 25.g4 ±) 17.Lxd5 Lf5 18.Lb3 Sa5 19.Lg5?! (19.Le3) Sxb3 20.cxb3 Td3 21.Tac1 Te8 22.Le3 g6 23.h3 a5 24.Tfe1 b6 25.Kf1 h5 26.Ke2 Td6 27.f3 a4 28.Kf2 Le6 29.Lf4 Td3 30.Te4 axb3 31.axb3 Antoniewski-Volkmann, AUT-BL 2008/09 Kd7 =. Aber in diesem Endspiel war kaum ein Zug forciert, es sind wahrscheinlich für beide Seiten Verbesserungen möglich.
11.- 0-0-0 12.0-0 (12.Le4 Sxe5! 13.Dxe5 Te8 14.Dd5 Lc6 15.Df5+ Ld7 =)Or Cohen erreicht diese Stellung über eine andere Zugfolge und gibt nun weiter an: 12.- Te8 13.Te1 (13.Dxb4 Sxb4 14.Lf4 Sxd3 15.cxd3 Lc5 16.Tfe1 Ld4 17.Te4 c5) f6 14.Te4 Sxe5!?
13.Dd5 (13.Dc4 Dxc4 14.Lxc4 Sxe5 15.Ld5 Sg4 mit Kompensation, z.B. 16.Ld5 Sg4 17.Lf3 Se5; Natürlich darf Weiß nicht zu gefräßig sein mit 13.Dxg7? Tg8 14.Dxh7 Txg2+ 15.Kh1 Txf2 und der offene König zählt mehr als die 2 Bauern.) 13.- Txf2 14.Txf2 Tf8 15.e6 Über eine andere Zugfolge erreichte Claus-Jürgen Heigl diese Stellung in seiner Analyse im Usenet. Le8 16.a4 Lxf2+ 17.Kh1 Dd4 18.Lg5 Dxd5 19.Sxd5 Tf5 20.Lxc6 Txg5 21.Lxe8 Txd5 22.Lf7 Te5 Mit dem vorgerückten Bauern ist das Endspiel für Schwarz gefährlich, aber wenigstens ist schon ein Turmpaar getauscht. Leider kommt Schwarz nicht dazu, auch das zweite Turmpaar zu tauschen, da sonst der Bauer einziehen würde. 23.Td1 Lc5 +=
9.- 0-0-0 10.Lf4 (10.0-0 siehe 9.0-0)
10.- Db4 Auch hier ist dieser Zug noch möglich, und im Vergleich zu 9.- Db4 muss Schwarz nicht so viel Theorie können. Die kritische Variante lautet nun: 11.0-0-0 Dxe4 12.Sxe4 Sxe5 13.Lxd7+ Sxd7 14.Sg5 Le7! (Lc5?? 15.Sxf7 Tdf8 16.Sxh8 Txf4 17.The1 Tf8 18.Sf7! Txf7 19.Te8‡) 15.Sxf7 Tdf8 16.Sxh8 Txf4 17.The1 Kd8□ 18.Te6 (Ipatovs Zugfolge 18.Td3 Tf8 19.Tg3 Lf6 20.Sg6 hxg6 21.Txg6 dürfte etwas genauer sein, weil der L nach f6 gezwungen wird) 18.- Tf8 19.Sg6 hxg6 20.Txg6
Schwarz am Zug
Materiell steht Weiß etwas besser, aber es ist nicht leicht für ihn, seinen Plan umzusetzen. Der besteht darin, die Königsflügelbauern vorzupreschen, einen abzutauschen und 2 verbundene Freibauern zu bekommen. Schwarz wird sein Heil eher am Damenflügel suchen, wo er eine Schwäche erzeugen möchte. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg, denn die schwarzen Figuren stehen im Augenblick denkbar dumm. Doch auch der weiße Turm auf g6 steht nur scheinbar gut. Weiß muss versuchen, ihn auf eine der Zentrumslinien zurück zu bekommen. 20.- Tf7! (Lf6 21.c3 Te8 22.Tg3! Le5 23.Tf3 Ld6 Csonka-Volkmann, AUT-BL2 Ost 2013/14, 2014, und nun hätte Weiß einfach 24.Tf7 spielen können.) 21.Tg4 (21.f4 Ld6 22.g3 Te7; 21.c3) 21.- Ld6 22.h3 Lf4+ 23.Kb1 Ke7 24.g3 Le5 25.Td2 Se5 = Vyskocil-Volkmann, Wien-LL 2014/15, 2015
10.- g5 die frühere Hauptvariante, zu der das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, z.B. 11.Lg3 a6 12.Lc4 Le6 13.Ld5 (13.Lxa6 Dc5 mit Kompensation in mehreren Fernpartien) Lxd5 (Db4 14.Lxc6 bxc6 15.0-0 Malagar-Payed, ICCF, 2011 Dxe4 16.Sxe4 Le7) 14.Sxd5 De6 15.0-0-0 Lg7 16.h4 h6 +=
10.- a6?! 11.Lc4!
9.0-0 Zahm, aber von Theorieunkundigen häufig gespielt. 9.- 0-0-0
10.Lf4 g5 (Mahdys Idee Sd4 11.Lxd7+ Txd7 13.c3 f5 scheitert am Computerzug 14.De3! Sc2? 15.Da7 +-) 11.Lxc6 Lxc6 12.Df5+ De6 13.Dxe6+ fxe6 14.Le3 Lg7! 15.Lxg5?! Tdg8 und Weiß bekommt Probleme.
10.Sc3 Sxe5 11.Le3 (11.Da4 Lxb5 12.Sxb5 a6 13.Lf4 Sg6! 14.Lg3 f5 oder 14.- Db4 mit schwarzem Vorteil.)
11.-Lxb5 12.Sxb5 a6 (Sc6?! 13.Dg4+! De6!) 13.a4 (13.Sc3 Sc6 14.Dc4 Se5 15.De4 Sc6 16.Dc4 Se5 = Mahdy-Volkmann, AUT-BL2 Ost 2010/11, 2010, und nun führte in Plachetka-Volkmann, Wien-LL 2014/15, 2014, der Versuch, mit 17.De2 der Zugwiederholung auszuweichen, nach 17.- g6 18.Tad1 Lg7 19.Lf4 Txd1 20.Txd1 Te8 21.h3 Sc6 zu schwarzem Vorteil; 13.Df5+ Sd7 oder Td7) 13.- g6 = (Sc6?! 14.Dg4+ De6! hält auch, aber das ist nicht notwendig)